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Alt 07.07.2002, 14:06
Waterboy Waterboy ist offline
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Waterboy
Daumen hoch nun liebe ich die Nordschleife auch!!!

auf Empfehlung unseres Olaf964 habe ich mich vor einem dreiviertel Jahr zum legendären Nordschleifen Lehrgang bei der www.Scuderia-Hanseat.de angemeldet. Eine große Ehre für mich war es, daß ich direkt der berühmten Gruppe 9 zugeteilt wurde mit den meisten Winner´s Group Teilnehmern.

War nun ab Dienstag dort. Bisher bin ich nur mal 6 Runden rumgeschlichen und haßte die Nordschleife.

Mittwoch:
war freies Fahren angesagt. Dort habe ich die Gelegenheit genutzt, bei alten Haudegen wie dem Olaf und paar anderen aus Gruppe 9 mitzufahren. Das härteste war bei einem Mitglied aus der Winner´s Group im GT3 (Holger). Habe mir fast ins Hemd gemacht. Als wir dann nach der Eiskurve bei vollem Lenkradeinschlag noch quer standen, dachte ich: hier fahre ich auf keinen Fall! Letztlich habe ich mich nachmittags dann auch noch selbst raus gewagt, um mit Beifahrer Olaf paar Runden zu schleichen...

Donnerstag:
ab Donnerstag war dann Sektionstraining angesagt. Wirklich stressig. 7 Uhr Frühstück, ab 8 Uhr am Ring. 19 Uhr wieder zurück im Hotel. Dann Abend-Benzingespräche und Bett. Im freien Fahren habe ich dann erfahrene Beifahrer mitgenommen. Es haben mich dann schon wesentlich weniger überholt. Dann hat es angefahren zu regnen (oh Schreck!). Da habe ich aufgehört und bin bei einem weiteren Winner´s Group Fahrer mit gefahren (Oliver). Da sind wir mit seinem 968 mit Semislicks im Regen brutal unterwegs gewesen. Hatte den Eindruck, das war noch viel schneller, als ich im Trockenen! Au weia, dachte ich…Olafs 964 ging dann im Freien Fahren am Abend leider kaputt. Die Kupplung war Olaf einfach nicht mehr gewachsen. Aber glücklicherweise lieh im sein Bruder Torsten noch seinen Boxster für die nächsten Tage.

trainierte Sektionen:
9 Karussell-Hohe ACHT
10 Wippermann-Brünnchen
11 Pflanzgarten
12 Schwalbenschwanz
1 FSZ Kreisbahn usw…


Freitag:
Totales Eifelwetter. Hatte natürlich gegen alle Warnungen KEINE Regenbekleidung mit und musste dann halt frieren. Wieder Sektionstraining. In der Mittagspause konnte ich leider nicht fahren (musste geschäftlich ein wichtiges Email verfassen). Somit fehlten mir wichtige Runden im Regen. Abends bin ich dann im Trockenen noch 3 Runden ganz gut auf der Linie gefahren. Ich merkte bereits, dass das Sektionstraining wirklich Früchte trägt.

trainierte Sektionen:
2 DUNLOP GP Strecke
3 Slalom Müllenbachschleife
4 Hatzenbach I+II
5 Schwedenkreuz-Aremberg
6 Adenauer Forst (mit Fuchsröhre)


Samstag:
Wieder Sauwetter. Wir fuhren die restlichen Sektionen und bereiteten uns dann auf die Abschlussrunde vor. Für nicht Scuderia Kenner: Jeder Teilnehmer wird allein mit Abstand von 30 Sekunden auf die Strecke gelassen und wird an 24 Stellen von den Instruktoren bewertet. Die Wertungsnoten gehen von 1=weltmeisterlich bis 10=Einschlag. Somit kann man bestens 24 Punkte erreichen, was noch niemand geschafft hat und sicher unmöglich ist. In die Winner´s Group kann man mit max. 50 Punkten kommen. Das sind dann schon Profis…
Im Freien Fahren in der Mittagspause war es naß und mir fehlten die Runden vom Freitag. Somit war ich einfach sehr vorsichtig unterwegs. Unser 11T-Mitglied Tiefflieger Oliver war im Regen viel schneller als ich, in der Startaufstellung aber einen Platz hinter mir. Ich dachte mir schon: Au weh. Die 30 Sekunden auf mich holt er bestimmt auf und damit mache ich ihm seine Wertung kaputt. Denn Überholen ist in der Wertungsrunde absolut verboten. Wir heckten einen Plan aus, dass er auf der GP Strecke sich etwas Zeit lässt und ich ihn dann am Kesselchen unbemerkt vorbeilassen würde…Ich kotzte total ab, weil ich im Regen einfach nicht schnell war, jedoch vom Ehrgeiz gepackt war… (bereue ich aber nicht, da ich mein Auto auch nicht wegwerfen wollte).

Trainierte Sektionen:
7 Wehrseifen-Breidscheidt
8 Bergwerk-Kesselchen

Dann nahte die Wertung für Gruppe 9. Olaf im Boxster vor mir auf die Strecke, ich von der Boxengasse dann 30 Sekunden später raus. Erste Kurve rechts Mercedes Arena und dann passierte es. Die allererste Kurve auf der Strecke links und das Auto brach aus. Ich stellte es lange quer und aufs Gas. Aber am Ende der Kurve war es dann doch etwas zu viel und ich drehte mich um 180 Grad! Wunderbar, dachte ich. Nun habe ich auf Olaf weitere 10 Sekunden verloren und der Oliver hat mich schon vor dem Kesselchen! Shit. Vor unserem Start hieß es, dass die ganze Strecke trocken wäre. Und so fuhr ich die restliche GP Strecke vollends zu Ende und begab mich auf die Nordschleife.
Meine ganzen Grundsätze vom gemütlich auf der Linie fahren waren mit einem Schlag vergessen. Ich schoß Richtung Hatzenbach runter und stand vor den ersten Kurven jeweils voll im ABS. Mein letztes bisschen Hirn hatte mich nun auf der (überwiegend) trockenen Strecke verlassen. Voll durch den Flugplatz Richtung Schwedenkreuz (in dieser Sektion bekam im Anschluß an die Sektion vom Instruktor ein besonderes Lob, da ich dort sehr schnell war). Und da sah ich plötzlich schon Olaf im roten Boxster unten in der Fuchsröhre. Da dachte ich: Mann, gar nicht so schlecht. Auf jeden Fall würde Tiefflieger Oliver bei dem Tempo sicher nicht auf mich auflaufen… Voll rein und gut durch Adenauer Forst. Metzgesfeld dann im 4. (fast zu schnell gewesen) und gut runter durch Kallenhard. Wehrseifen und BReidscheidt gut genommen. Bergwerk dann auch ganz gut. Olaf immer gut im Blick motivierte mich. Am Kesselchen schließlich haben sie uns angehalten.
Das machen sie manchmal, wenn der Hintermann Gefahr läuft, aufzulaufen. Wäre Olaf allerdings in seinem 964 unterwegs gewesen, wäre ich sich nicht in seine Nähe gekommen. Hat er immerhin schon 8 Scuderia Lehrgänge hinter sich und gehört zu den Routiniers. 30 Sekunden nach Olaf bin ich dann weitergekommen und erst kurz, bevor ich los fuhr, sah ich Tiefflieger Oliver´s orangenen 964 RS im Rückspiegel. Das beruhigte mich, denn mir war klar, wenn es trocken bleiben würde, stelle ich kein wirkliches Hindernis für ihn dar ;-))
Das Karussel habe ich dann ganz gut genommen (gehörte eh zu meiner Lieblingssektion). Voll im ABS stehend habe ich den Einlenkpunkt nahezu optimal (für meine NS-Anfänger-Verhältnisse) genommen. Vorsichtig durch die Hohe Acht, denn da war es wieder einmal feucht. Durch Wippermann durch Richtung Eschbach und da standen auch schon die Zuschauer im Brünnchen. Das war so na ja, aber war ganz ok auf der Linie. Dann etwas dürftig durch die Eiskurve (da stand unser Coach Lothar und bewertete). Von ihm habe ich dann auch nur eine 5 erhalten! Pflanzgarten war dann wieder ok. Vor und nach der Kuppe kurz voll auf die Bremse und durch. Die Kurve vor Schwalbenschwanz war in der Sektion auch ganz gut bei mir und durch den Schwalbenschwanz war ich dann auch relativ schnell.
Galgenkopf lag mir gar nie, als ich dann auf der Döttinger Höhe war, musste ich erst mal laut schreien. Denn das Auto und ich waren heile (nicht selbstverständlich bei dem Wetter!) und da war auch schon wieder Olaf. Er war also auch gut durch gekommen. Ich konnte es gar nicht fassen und die Erleichterung war groß.
Super überrascht war ich dann über meine Wertung. Hatte ich mir nicht erhofft, unter die 100 Punkte Marke beim ersten Lehrgang zu kommen, bekam ich 86 Punkte und wurde hinter Tiefflieger Oliver (hatte einfach die sauberere Linie und somit 84 Punkte) Gruppen-Dritter. Damit darf ich ab dem nächsten Lehrgang direkt als Routinier mitfahren! Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.
Den Vogel abgeschossen hat aber unser wilder Franz aus Waging mit seinem gelben GT2. Nach seinen Angaben ist er nie zuvor auf der Nordschleife gewesen und ist am Mittwoch im freien Fahren etwa 20(!) Runden gefahren! Durch 20 Jahre Motorradrennen war er sofort unglaublich schnell und kannte auch keine Angst. Somit schaffte er als Erstteilnehmer sensationelle 61 Punkte und wurde (sehr verdienter) Gesamtsieger der Erstteilnehmer!

Hoffe, dass ich Euch mit meinem langen Bericht nicht gequält habe. Bei mir ist die Liebe zur Nordschleife aber vollends entfacht worden und ich bin sicher im Frühjahr 2004 wieder dabei. Nun kann ich die ganzen wilden wie Dieter oder Heiko auch verstehen... Die 1.435,- € Teilnahmegebühr waren angesichts der Gegenleistung der Scuderia wirklich in Ordnung.

Bei etwa 300 Teilnehmern gab es ca. 15 teilweise heftige Schäden. Und damit bin ich wirklich am meisten darüber begeistert, dass ich trotz der Witterung meine Karre ganz gelassen habe…
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