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Alt 23.02.2005, 03:34
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@ Gudrun

nicht umsonst gilt ja seit einiger Zeit folgende "Furcht"-Skala:
1. Albanische Mafia
2. Russische Mafia
3. Rest

Zur Parallelgesellschaft: die Frage ist, wieviel Parallelität verträgt eine Gesellschaft, die in Europa eine der höchsten Bevölkerungsdichten aufweist. Räumliche Enge parallel existierender Kulturen ist um so problematischer, je weniger die Kulturen gemein haben - auch das ist menschlich und nicht durch Gesetze oder soziale Träumereien lösbar. Der Italiener in der Nachbarwohnung ist ok und schick (..."isch 'abbe gaa keine Auto"), die Moschee in der nächsten Seitenstraße nicht.

Die Folge zu großer räumlicher Enge/Nähe sind Ghettos, was wiederum nicht zu friedlicher Koexistenz beiträgt. Ghettos wie Berlin-Kreuzberg oder Köln-Kalk (hier wollten die Grünen im Kölner Rat tatsächlich zweisprachige Straßenschilder -türkisch/deutsch- anbringen), wie das Hafenviertel in Marseille oder wie die Ghettos in Paris, London oder N.Y. Ghetto heißt aber nicht Koexistenz, sondern Isolation und Konfrontation; Ghettos sind Mini-Staaten, die sich permanent im "Krieg" mit den Nachbarn befinden.

Wieviel Multi-Kulti verträgt Deutschland? Meine These: je niedriger der soziale Status, desto schwieriger die Koexistenz. Oder anders: Multi-Kulti funktioniert da nicht, wo soziale Brennpunkte sind. Hier in Köln gibt's das Beispiel Chorweiler/Heimersdorf/Seeberg. Das sind in den späten 60ern künstlich errichtete Stadtteile, in denen man die verschiedensten sozialen Schichten nebeneinander integrieren wollte. Hochhaussilos neben Flachdachbungalows. Ein Experiment, das gründlich in die Hose gegangen ist. Parallelität von Kulturen und/oder sozialen Schichten erfordert nicht nur Toleranz, sondern auch genügend Frei-Raum, genügend "Niemandsland".

Das Problem lässt sich nicht mit politischen Phrasen lösen, sondern nur mit gesundem Menschenverstand. Schon gut, ich weiß, daß das keine conditio sine qua non für ein politisches Amt ist...

Wolfgang

PS: Was mir auch mächtig auf den Senkel geht, ist, daß man sich schnell in die rechte Ecke gedrängt sieht, wenn man laut darüber nachdenkt, ob es richtig ist, daß mehr oder weniger jeder sich in D niederlassen kann. Niemand regt sich über die doch recht rigorosen Einwanderungsbestimmungen der Schweiz sonderlich auf, und niemand würde behaupten, daß alle Schweizer deshalb Nazis sind.

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Gruß
Wolfgang
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