Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 07.06.2003, 07:10
Benutzerbild von Elite-Dampfer
Elite-Dampfer Elite-Dampfer ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.2001
Ort: Witten
Beiträge: 560
Elite-Dampfer
Fieberkurve des Nürburgrings Teil2

...Urplötzlich kündigt sich das berühmte Karussell an. Mit Vollbremsung und im 2.Gang an die Rechtskurve heran, herumgedreht um fast 180 Grad, im Auslauf in den 3., dann den Berg hinauf unter Vollgas in den 4.
Und da ist das eigentliche Karussell mit der Steilwandschräge! Der Motor heult auf, dann ist der 2.drin, und schon legt sich der Wagen stark nach links, denn in Schräglage geht es jetzt mit etwa 80 bis 90 Sachen um das vorbildlich ausgebaute Karussell. Nur ja nicht hinaustragen lassen über den Fahrbahnknick auf die fast ebene äußere Straßenseite, das würde den Wagen mit von der Bahn fegen! Doch schon ist das Ende der Haarnadel erreicht, der Porsche kippt zurück in Normallage, der Höhenflug zur Hohen Acht geht weiter. 3. und 4. Gang für die kommende Steigung. Der Motor arbeitet schwer, doch dann ist bei km 15 das leichte Kurvengeschlängel erledigt und des Nürburgrings höchster Punkt erreicht. Der typische Bergrennstrecken-Abschnitt ist Ende.
Abschnitt VI - die unrhythmische Berg- und Talbahn - wird in Angriff genommen. Mit ca. 120 im 3. Gang aus der Hohen Acht kommend, geht es im 4. im Gefälle zum Wippermann. Einmal rechts herumgewischt, dann bei km 15,8 in den 3.; hinein in die im Gefälle liegende Eschbach-Kurve.
Hinunter zum Brünnchen! Die Eingangs-Rechtskurve im 2. Gang angebremst. Dann im Steilabfall auf 100 Meter in den 3., vor der runden Bergaufkurve im Brünnchen zurück in den zweiten. Ich 'rühre' mit schlafwandlerischer Sicherheit in den Gangstufen herum, der Motor kommt aus den ständigen Drehzahlwechseln überhaupt nicht mehr heraus; in Sekundenschnelle zerrt die Zentrifugalkraft meinen Körper nach links, nach rechts - es ist wie in einem Hexenkessel. Nach der Brünnchen-Senke knapp für 100 Meter in den 3., sofort wieder 2. Gang, denn nun folgt der Pflanzgarten. Blitzschneller Wechsel links, rechts - ca. 90 sind bei 7600 U/min drauf. Gleich schließt sich schnelles Kurvengeschlängel an. Über den 3. wird der 4. Gang hineingezwungen, die Rechtskurve, bei km 17,2 wird im 4. Gang mit nur Halbgas bei ca. 150 km/h Geschwindigkeit genommen. Und dann geht es hinauf zum Schwalbenschwanz, vor dem der 5. Gang mit fast Höchstdrehzahl erreicht sein muß.
Der berühmte Schwalbenschwanz beginnt mit einer leichten Rechtskurve, vor der zuvor der 4. Gang hineingedrückt wird. Dann folgt eine Linkskurve im 3. Gang. Anschließend etwa 50 Meter geradeaus im 4. Gang, sofort wieder 3. Gang. Und durch das sogenannte ¨kleine Karussell¨. hindurch, mit der diese markante Kurvenhäufung zu Ende ist. Nun gehts im 4. Gang mit ca. 150 bis 160 km/h bei km 19,3 um die scharfe Rechtskurve. Wie ein Geschoß schießt der Wagen in die große Gerade.
Der Vierzylinder kann jetzt zeigen, was in ihm steckt. 5. und 6. Gang werden voll bis zur Höchstdrehzahl durchgezogen. Die Döttinger Höhe fliegt vorbei und damit km 20. Bis km 21,6 sind bei 8200 Umin 240 Spitze drin. Die Hecken, die die Gerade säumen, bilden bei der Geschwindigkeit grüne Mauern, und man meint, in einem schmalen Schlauch entlangzurasen.
Da! In Sichtweite die Überführung nach der Antoniusbuche. Jetzt heißt es nochmals aufpassen; Leichter Linksknick, der die Gerade unterbricht, dazu kein Ausblick auf das folgende Stück! Mit unverminderter Spitze, den Wagen wie ein Flugzeug dirigierend, mit einem federleichten Lenkraddipp auf neuen Kurs gebracht - und röhrend und heulend fegen wir zum Tiergarten hinunter zur dortigen leichten Links-Rechts-Vollgaswindung, die im 6. mit ca. 220 km/h geschafft wird. Ich visiere nun das aus leichter Steigung heraus sichtbar werdende linke Brückengeländer über das Fahrerlager an, komme in dem Linksknick ganz innen vorbei, und schon öffnet sich die große Tribünenanlage. Das Ziel ist da, das Zielrichterhaus. Weit zur rechten Fahrbahnseite hinausgetragen, durchrase ich die Ziellinie.
Während ich aus dem Cockpit aussteige, zeigt mir jemand den Chronometer: 9:00,1 Minuten. Das ist an der Schwelle zur Traumzeit, das sind 152,03 km/h Rundendurchschnitt! Man muß sie heutzutage fahren, um bei Grand-Prix-Rennen überhaupt dabei zu sein. Man muß sogar um etliche, unglaublich schwer hereinzuholende Sekunden und Zehntelsekunden schneller sein, will man einen Großen Preis auf dem Nürburgring gewinnen.

Toll, oder?!
__________________
Mit bestem Gruß

Matthias
-> Wenn ich ein Auto wär', wär' ich ein Porsche.

Mit Zitat antworten