Einzeltest: Porsche 911 GT3

[993GTR]

Quick Silber

Mit dem 180.000 Mark teuren 911 GT3 will Porsche an die ruhmreichen Zeiten der renntauglichen RS-Modelle anknüpfen.



Die Schalensitze bieten optimalen Seitenhalt

Der Motor ist nicht alles, aber ohne Motor ist alles nichts. Porsche offeriert mit dem 360 PS leistenden Coupé jetzt ein neues Basismodell für Kunden mit rennsportlichen Ambitionen – und griff tief in die Trickkiste, um dem GT3 einen bärenstarken und standfesten Beschleuniger mit ins schnelle Leben zu geben. Wassergekühlte Zylinderlaufbüchsen und -köpfe versprechen eine zuverlässige Wärmeabfuhr und dämpfen die Geräusche des vierventiligen Sechszylinders, der seine insgesamt vier oben liegenden Nockenwellen über Ketten antreibt. Das Kurbelgehäuse basiert auf einer Konstruktion, die im 962 schon 650 Turbo-PS verkraftete, im Kurbeltrieb selbst herrscht die zeitgemäße Leichtigkeit des Seins: Die Schmiedekolben sind über Titanpleuel mit der Kurbelwelle verbunden. Und die Ölpumpe drückt dem Boxer den Schmierstoff durch ein 12,5 Liter fassendes Trockensumpfsystem in die metallischen Adern.

Die hohe Zugkraft des Porsche spiegelt sich in der Beschleunigung aus dem Stand wieder: Kaum 4,8 Sekunden nach dem Aufbruch liegt Tempo 100 an, und nach 16,1 Sekunden pfeilt der GT3 bereits mit 200 km/h über die Waldgerade des Hockenheimrings. Wer so hurtig reist, sollte auch stramm verzögern. Die Werte der GT3-Bremsanlage zählen zum Besten, was auto motor und sport beim Test eines Straßenautos je gemessen hat: Elf Meter pro Sekunde zum Quadrat, in kaltem und warmem Zustand.


Drittes Kriterium sowohl für den Erfolg versprechenden Einsatz auf der Rennstrecke als auch für das zügig-vergnügliche Reisen über Land sind Fahrwerk und Handling. Porsche legte die Karosserie des GT3 im Vergleich zum 996-Coupé um 30 Millimeter tiefer, stimmte Federung und Dämpfung straffer ab und montierte an beiden Achsen kräftigere Stabilisatoren. Für die Feinabstimmung wurde Walter Röhrl verpflichtet. Ergebnis ist eine nahezu perfekte Dirigierbarkeit des schnellen Coupés, die durch ein neuartiges Hinterachsdifferenzial unterstützt wird, das im Schubbetrieb zu 40 Prozent und unter Zug zu 60 Prozent sperrt.


Der GT3 ist seiner Bestimmung zur Sportlichkeit in so hohem Maße verpflichtet, dass er Komfort und Alltagstauglichkeit etwas vernachlässigt. Der Frontspoiler setzt sehr früh kratzend auf – aber er reduziert zusammen mit Unterboden, Schwellern und Heckflügel den aerodynamischen Auftrieb so wirksam, dass der Porsche auch bei Tempo 300 präzise und mit sicherem Kontakt zur Fahrbahn geradeaus läuft. Die gut geformten, aber schwach gepolsterten Schalensitze stellen Fahrbahnstöße über das harte Sportfahrwerk ziemlich ungefiltert an den Fahrer durch. Und mit einem Testverbrauch von 15 L/100 km ist der GT3 auch kein neuer Maßstab an Genügsamkeit. Doch er erfüllt alle Erwartungen an eine renntaugliche Fahrmaschine in faszinierender Weise.


Wertung



Porsche hat mit dem GT3 einen Sportwagen auf die Räder gestellt, der im besten Sinn die alten Tugenden des Hauses mit der neuen Technik verbindet: ehrliches, gut zu kontrollierendes Handling, toller Motor, hervorragende Fahrleistungen.
hochwertige Verarbeitung

erstklassige Fahrleistungen

gutes Handling

hohe Traktion

neutrales Eigenlenkverhalten

exzellente Bremsen

Frontspoiler zu tief

hohes Innengeräuschniveau